Märchenchronik

 

CHRONIK MÄRCHENSPIELE

Erstmals trat die Kolpingspielschar unter der Bezeichnung "Theaterabteilung des kath. Gesellenvereins Paderborn" am 24. Oktober 1858 im Rathaussaal in Paderborn an die Öffentlichkeit.

Grundsätzlich ist natürlich jedes Märchenspiel ein besonderes. Es gibt aber auch Aufführungen, die bleiben noch Jahre später in Erinnerung. Warum das so ist und welche Aufführungen das waren, könnt Ihr hier in den Auszügen unserer Chronik nachlesen.



1958

Die Kolpingspielschar Paderborn-Zentral tritt mit ihrem Märchenspiel zum ersten Mal im Rahmen der Kinderweihnachtsfeier der Firma "Benteler"/Paderborn auf. Dies ist der Beginn einer Kooperation, die bis heute andauert. Die Aufführungen finden im Paderborner Kolpinghaus statt und stellen ab diesem Zeitpunkt den jährlichen Höhepunkt der Arbeit dieser Theatergruppe dar. Für die Kinder der Werksangehörigen von "Benteler", für welche die Kolpingspielschar von nun an in jedem Dezember ein Märchen darbietet, gehören diese Aufführungen bald genau so zu Weihnachten wie Geschenke und Tannenbaum. In den folgenden Jahren und Jahrzehnten gelangen zahlreiche klassische Märchen von Hauff und den Gebrüdern Grimm zur Aufführung, so z. B. "Schneewittchen", "Der Froschkönig", "Rumpelstilzchen" oder "Kalif Storch".

1982

Erstmals wird die Kinderweihnachtsfeier der Firma "Benteler" vom Kolpinghaus in die seinerzeit neu erbaute Paderhalle verlegt. Für die Kolpingspielschar ist dies erstmals die Möglichkeit, sich auf einer großen Bühne mit professioneller Unterstützung (Beleuchtung, Ton) auszuprobieren. Wie schon in der Vergangenheit wird auch hier im Dezember dreimal ein Märchen für die Kinder der "Benteler AG" aufgeführt. In diesem Jahr steht "Frau Holle" auf dem Spielplan. Die Kolpingspielschar bewährt sich in der neuen Aufführungsstätte erfolgreich.

1983

In diesem Jahr ist Paderborn die Patenstadt für die ARD-Fernsehlotterie "Ein Platz an der Sonne". Hildegard Kröger, die damalige Vorsitzende der Kolpingspielschar, erwägt aufgrund dessen, die Weihnachtsmärchenspiele nicht nur am Wochenende für die Firma "Benteler", sondern im Anschluss daran auch montags zweimal für die Öffentlichkeit zu präsentieren. Ein Teil der Einnahmen daraus soll dann der Fernsehlotterie zugute kommen. Doch ihr Vorschlag stößt bei der Spielschar nicht nur auf Gegenliebe. Einen Tag lang beraten sich die Mitglieder mit rauchenden Köpfen, denn so ein Raum wie die Paderhalle (fast 800 Plätze) will ja auch erst mal gefüllt werden. Was, wenn die Zuschauer ausbleiben? Wer trägt dann die Kosten für die bereits im Vorfeld gemietete Paderhalle? Schließlich beschließen alle einhellig: "Und wenn wir jeder noch 500 Mark da reinbuttern müssen, falls es nicht klappt - wir wagen das Experiment!" In diesem Jahr steht Otfried Preußlers "Kleine Hexe" auf dem Spielplan. 

Der Kartenvorverkauf für die beiden öffentlichen Vorstellungen beginnt an einem Montagmorgen im September und läuft über die Vorverkaufsstelle der Paderhalle. Am Mittag des gleichen Tages erreichen Hildegard Kröger Anrufe von verzweifelten Interessenten, die bereits von der Paderhalle abgewimmelt wurden, da es für die "Kleine Hexe" keine Karten mehr gäbe. Die Spielschar glaubt zunächst an einen Irrtum, erfährt aber bei einem Anruf in der Paderhalle, dass tatsächlich alle Karten für die beiden öffentlichen Aufführungen bereits verkauft sind. Mit dieser Resonanz hat wohl keiner innerhalb der Gruppe in seinen kühnsten Träumen gerechnet. Es wird beschlossen, noch einmal zwei Aufführungen im Dezember (dienstags) anzubieten. Auch hierfür sind die Karten rasch vergriffen. 

Dies kennzeichnet den Beginn einer neuen Ära: Der Kolpingspielschar soll es nun nahezu immer vergönnt sein, ihre öffentlichen Aufführungen vor einer restlos ausverkauften Paderhalle zu präsentieren. Selbstredend, dass die "Kleine Hexe" zur bis dato erfolgreichsten Aufführung der Theatergruppe nach immerhin 125jährigem Bestehen wurde.

1986

In diesem Jahr muss die bislang stets ausverkaufte Kolpingspielschar einen Rückschlag hinnehmen: Durch zu spät versandte Werbung an Kindergärten und Schulen bleibt die Kartennachfrage für das diesjährige Weihnachtsstück "Ameley, der Biber und der König auf dem Dach" nahezu aus. In einer nochmals gestarteten Werbeaktion im November gelingt es, wenigstens noch einen Teil der Karten abzusetzen. Dennoch finden fast alle Aufführungen vor halb leeren Rängen statt, in einer Vorstellung sind sogar nur die ersten zehn Reihen belegt. 

Die Kolpingspielschar lässt sich davon jedoch nicht beeindrucken und zeigt eine geschlossene Leistung. Gerechter Lohn und gleichzeitiges Trostpflaster für den schlechten Vorverkauf: Die Kritiken von Zuschauern und Zeitung sind überschwänglich, beinahe noch besser als bei der "Kleinen Hexe".

1987

Nach der Zuschauermisere vom letzten Jahr soll jetzt alles anders werden. Man entscheidet sich für ein allseits bekanntes und beliebtes Märchen ("Schneewittchen"), und die Werbung wird frühzeitig versandt. Der Ansturm der Kunden scheint der Gruppe Recht zu geben: Die Karten für die vier öffentlichen Darbietungen sind in wenigen Tagen verkauft, so dass beschlossen wird, im Dezember nicht nur - wie bisher - montags und dienstags (jeweils um 10 und 15 Uhr) zu spielen, sondern noch am darauffolgenden Mittwoch um 10 Uhr eine Vorstellung anzubieten. Auch hierfür gibt es bald keine Karten mehr. 

Dennoch muss die Spielschar auch diesmal Lehrgeld zahlen. Die Bühnenfassung von "Schneewittchen" erweist sich schon während der Proben als viel zu lang. Auch nach zahlreichen Textstreichungen bleibt eine reine Spielzeit von knapp zwei Stunden. Die Aufführungen selbst geraten zur Bewährungsprobe. Einerseits, weil das lange Stück die Kinder im Publikum überfordert und unruhig werden lässt, zum anderen, weil die kleinen Zuschauer viele Stellen des Märchens schon in- und auswendig kennen. Die Aufführungen werden teilweise regelrecht zerschrieen, der Geräuschpegel ist so groß, dass die Spieler auf der Bühne streckenweise pausieren und abwarten müssen, bis im Saal wieder halbwegs Ruhe einkehrt. Die negative Schlagzeile in der Zeitung tut ein übriges: "Schneewittchen - ein frustrierendes Erlebnis". 

Die Spielschar beschließt nach diesen Erfahrungen, eine andere Richtung einzuschlagen: weg von den allzu bekannten Märchen, kein Stück mehr über anderthalb Stunden, keine Vorstellung mehr am Mittwochmorgen.

1988

Der Regisseur der Spielschar, Hermann Kuhlmann, schlägt vor, Otfried Preußlers "Kleinen Wassermann" auf die Bühne zu bringen. Das große Problem: Für diese Geschichte gibt es zwar ein Kinderbuch, aber keine Bühnenfassung. Also setzt sich die Spielschar kurzerhand zusammen und verfasst ein eigenes Textbuch zu dem Märchen und schickt es zwecks Genehmigung an Otfried Preußler. Der hat keine Einwände gegen eine Aufführung, der Verlag des Kinderbuches ebenso wenig, und so hebt sich im Dezember 1988 der Vorhang in der Paderhalle zur ersten Welturaufführung der Spielschar. 

Mit dem "Kleinen Wassermann" kann die Spielschar wieder an ihre früheren Erfolge anknüpfen. Auch Otfried Preußler höchstselbst, dem die Spielschar ein Video von den Aufführungen zukommen lässt, zeigt sich von der Umsetzung seines Stückes angetan.

1991

Die Kolpingspielschar bringt zu Weihnachten erstmals ein Stück auf die Bühne, das von zwei Autoren aus den eigenen Reihen stammt: Sascha Korf und Thorsten Böhner. Das Märchen "Die drei Rätsel des Feuerfalken" enthält auch zahlreiche Lieder, und so wagt sich die Spielschar auf ein neues Terrain, weil in der Vergangenheit nie auf der Bühne gesungen wurde. Die Unsicherheit der Darsteller bezüglich ihrer Gesangskünste ist allerdings so groß, dass man beschließt, die Lieder in einem Tonstudio einzusingen und dann im Playback-Verfahren auf der Bühne zu präsentieren. Auf Live-Gesang soll verzichtet werden. 

Die Zuschauer zeigen sich durchweg positiv beeindruckt von dem unbekannten Stück. Einziger Kritikpunkt: Einige von ihnen bedauerten, dass die Darsteller nicht live gesungen haben.

1992

Die Spielschar entscheidet sich für "Eine Woche voller Samstage" von Paul Maar. Ein Glücksgriff, wie sich zeigt. Im September beginnt der Vorverkauf, die Karten sind innerhalb von zwei Tagen restlos vergriffen. Das Stück wird - gemessen an Kritik von Publikum und Zeitung - das erfolgreichste, das die Spielschar jemals auf die Bühne gebracht hat, vor allem dank Hauptdarstellerin Anne Gehrmann als respektloses Sams. Ein weiterer Meilenstein der Gruppe auf ihrem erfolgreichen Weg, sich an modernen Kinderstücken auszuprobieren.

1993

Mit "Der schwarze Kristall" von Thorsten Böhner steht zum zweiten Mal ein eigenes Stück der Spielschar und zum dritten Mal eine Welturaufführung auf dem Plan. Auch dieses Märchen enthält zahlreiche Lieder. Und diesmal gehen die Darsteller das Wagnis ein: Sie studieren intensiv die Lieder ein und singen sie bei den Aufführungen live. Auch wenn es bei einigen Akteuren Probleme mit dem Treffen der Töne gibt: Das Publikum honoriert den Mut der Gruppe mit positiven Kritiken. Seit dieser erfolgreichen Aufführung sind Lieder kein Tabu mehr, ganz im Gegenteil. In Zukunft wird gerade die musikalische Umrahmung eines Stückes den großen Erfolg der Gruppe mitbestimmen.

1995

In diesem Jahr steht der zweite Teil der Sams-Geschichten von Paul Maar auf dem Programm ("Am Samstag kam das Sams zurück"). Dagmar Hillebrand übernimmt erstmals die Funktion der Regisseurin. Auch wenn die Spielschar nun auf ihr schauspielerisches Können verzichten muss, erweist sich diese Entscheidung als Gewinn. Die Spielschar entschließt sich, im Dezember montags drei Aufführungen anzubieten, und zwar um 10.00, 14.00 und 17.30 Uhr. Somit gibt es in 1995 insgesamt fünf öffentliche Aufführungen. Wieder startet der Vorverkauf bereits im September, und die Karten sind in fünf Stunden verkauft - absoluter Rekord! Genau so erfolgreich wie der Absatz der Karten erweisen sich auch die Aufführungen. Die Spielschar knüpft mit "Am Samstag kam das Sams zurück" (mit Ladina Tilmann in der Hauptrolle) nahtlos an den Triumph des ersten Teils von 1992 an. Gerade die Abendvorstellung am Montag wird vom Publikum mit Begeisterung angenommen, so dass die Spielschar beschließt, diesen Termin auch für die Zukunft beizubehalten.

1998

Ein Jubiläum steht ins Haus. Zum 50. Mal findet die Kinderweihnachtsfeier der Firma "Benteler" statt. Die Unternehmensleitung beauftragt die Spielschar, in diesem Jahr aufgrund dessen ein ganz besonderes Stück darzubieten. Doch gute Kindertheaterstücke sind rar, und die Suche danach gestaltet sich schwierig. Schließlich fällt der Gruppe eine Bühnenfassung von "Die Bremer Stadtmusikanten" von Matthias Siebert in die Hände. Eigentlich wollte die Spielschar nach den Erfahrungen mit allzu bekannten Märchen ("Schneewittchen"/1987) nicht mehr in die sogenannte "Grimmsche Klamottenkiste" greifen, doch die Bühnenfassung von Siebert hat so viel Pep und Spielwitz, dass "Die Bremer Stadtmusikanten" schließlich den Zuschlag erhalten. Alle Figuren des klassischen Märchens sind hier kindgerecht übertrieben dargestellt. Die Geschichte vom altgedienten Esel, der Katze als verhinderte Operndiva, dem Hahn als eitler Macho, dem Hund als schwer in die Katze verliebter Geselle und den temperamentvollen Räubern begeistern Kinder und Erwachsene gleichermaßen - und dank der anspruchsvollen Lieder kann sich die Gruppe bei diesem Stück auch gesanglich weiter entwickeln.

1999

„Welt der kleinen Wunder“ von Thorsten Böhner steht  auf dem Programm. Das Märchen, welches die Firma „Benteler“ im vergangenen Jahr ablehnte mit der Begründung, es wäre nicht das richtige Stück für eine Jubiläumsveranstaltung. Wie sehr sie damit im Irrtum waren, sollte sich noch zeigen. Der Kartenvorverkauf lief zunächst eher mäßig an. Zum Teil lag es an einer in der Presse falsch abgedruckten Telefonnummer für den Kartenvorverkauf. Mit einer groß angelegten Werbeaktion konnte die Paderhalle dann doch bis Ende November ausverkauft werden. Die Aufführungen selbst wurden zum Triumph: Presse und Zuschauer waren restlos begeistert, so dass „Welt der kleinen Wunder“ rein vom Zuspruch her als bisher erfolgreichstes Märchenspiel der Kolpingspielschar gilt. Auch die von Michael Zinsmeister komponierte Musik hat großen Anteil am Erfolg.

2001

Wie schon in den vergangenen Jahren, so erweist sich die Suche nach einem geeigneten Weihnachtsmärchen für die Spielschar als sehr zeitaufwendig. Viele Klassiker (Sams, Kleine Hexe) hatte man in den vergangenen Jahren schon im Programm, so dass sie nicht mehr für 2001 in Frage kommen. Andere Textbücher mit bekannten und weniger bekannten Stücken, die für Kinder von fünf bis zwölf Jahren geeignet wären, sind inhaltlich und von den Figuren her sehr schwach gezeichnet, so dass auch diese nicht in die engere Auswahl kommen.
Schließlich fällt nach langer Diskussion die Wahl auf eine Bühnenfassung von "Das kalte Herz" nach Wilhelm Hauff. Die Bedenken innerhalb der Gruppe sind dennoch groß. Denn in diesem Märchen werden einige schwere Themen bearbeitet. Geldgier, Herzlosigkeit, sogar Tod spielen eine wichtige Rolle. Der schleppende Verkauf der Karten bestätigt zunächst die Bedenken der Truppe. 

Zum ersten Mal seit 1986 ist die Paderhalle nicht ganz ausverkauft, aber zumindest sehr gut besucht. Die Aufführung vom "Kalten Herz" allerdings wird einer der größten Erfolge, welche die Spielschar jemals feiern konnte. Durch seine kindgerechte und sensible Darstellung gelingt es dem Ensemble, den wahrlich nicht leichten Inhalt des Stückes sogar den kleinsten Zuschauern nahezubringen. Auch die Erwachsenen zeigen sich von der Umsetzung des schwierigen Stoffs mehr als begeistert. Somit hat die Spielschar unter Beweis gestellt, dass sie durchaus in der Lage ist, Märchen mit Tiefgang überzeugend darzustellen. Auch dieses Stück verfügt wieder über zahlreiche Lieder. 

Hier kommt es der Spielschar zugute, dass sie sich bereits in den vergangenen Jahren mit der Interpretation und Ausdruck von Liedern beschäftigt hat. Gerade die neu hinzugekommen Darsteller wie Simon Lea als Holländer-Michel können mit ihrer Darstellung und ihrer Sangeskraft überzeugen. Alles in allem wird auch diese Vorführung zu einer rundum gelungenen Sache, die die Spielschar im Hinblick auf weitere Experimente hoffnungsvoll in die Zukunft blicken lässt.

2002

Nachdem Dagmar Hillebrand seit 1995 mit sicherem Gespür als Regisseurin der Märchenstücke fungierte, übernimmt in diesem Jahr erstmals Alexander Georg-Witt die Inszenierung. So kann Dagmar wieder als Schauspielerin glänzen. Ihr Talent, auch kleinen Rollen eine besondere Note zu geben, beweist sie als Gärtner in „Die Schneekönigin“. Die Titelrolle übernimmt Edith Lea. Das Stück ist innerhalb von einem Tag ausverkauft. Die Proben allerdings gestalten sich schwierig, da durch kurzfristige Ereignisse immer wieder Hauptdarsteller eingelesen werden müssen. Die Rolle des Jungen Kay muss durch den sogar umbesetzt werden. Dafür kann der 15-jährige Stephan Habermeier gewonnen werden, der in dieser Rolle sein erfolgreiches Spielschardebüt feiert. Inspizient und Bühnentechniker Uwe Hillebrand „restauriert“ noch nach der Generalprobe das Bühnenbild, das sich als einsturzgefährdet erweist. So können dann zumindest die Aufführungen sicher über die Bühne gehen.

2003

Mit „Die Tiere vom Traumwald“ liefert Thorsten Böhner sein sechstes Kinderstück ab. Der Kartenvorverkauf läuft diesmal sehr gut. Innerhalb von zwei Tagen sind fast alle Karten vergriffen. In der Hauptrolle brilliert – nicht nur gesangstechnisch – Sonja Dinkel als alte Nelly. Fast alle Darsteller haben in diesem Stück übrigens gleich große Rollen. Die Kinder nehmen die Geschichte von den sechs Waldtieren und den sechs Bösewichtern begeistert auf. Lehrer und Erzieher allerdings kritisieren, dass in diesem Stück am Ende auch das Thema Tod behandelt wird, als die alte Nelly sich von den Kindern verabschiedet und durch eine Tür in eine andere Welt geht.

2005

"Die sieben Siegel"  von Thorsten Böhner lehnt sich an die Geschichte des Nürnberger Findlings Kaspar Hauser an, der im 19. Jahrhundert in Nürnberg für Aufsehen sorgte. Kaspar heißt in diesem Stück Jakob und wird von dem erst 16-jährigen Nicolas Dinkel souverän verkörpert. Für die Musik konnte mit dem Bad Homburger Patrik Bishay ein professioneller Komponist gewonnen werden, der sogar schon international ausgezeichnet ist. Der Kartenvorverkauf ist einmal mehr schleppend. Das im Stück behandelte Thema „Ausgrenzung“ lässt viele Kindergärten und Schulen zögern. Umso größer ist der Zuspruch bei den Vorstellungen. Hier wird gerade die kindgerechte Verarbeitung des ernsten Stoffes vom Publikum gelobt.

2006

In diesem Jahr geht bei „König Drosselbart“ von Heiner Schnitzler nach Gebrüdern Grimm alles drunter und drüber. Zwar erweist sich Claudia Bendorf in der Rolle der zickigen Prinzessin als Idealbesetzung. Doch Alexander Georg-Witt kann aus beruflichen Gründen die Proben ab Oktober nicht mehr leiten und erst in der Schlussphase wieder dazu stoßen. Eine Nebenrolle muss kurzfristig umbesetzt werden, doch der Supergau kommt noch. Während der Aufführungen fällt nach der dritten Vorstellung Beate Rusch krankheitsbedingt aus. Sonja Dinkel, vorher als Statistin eingesetzt, übernimmt kurzfristig die Rolle der Marktfrau. Nach der drittletzten Aufführung ist dann auch für Matthias Krampe Schluss. Er, der mit dem Hofnarren den Publikumsliebling und gleichzeitig die heimliche Hauptrolle verkörpert, muss  nach der Montagabendvorstellung unerwartet ins Krankenhaus. Für die letzten beiden Aufführungen am Dienstag lernt Betty Fandrey über Nacht den Text des Hofnarren und spielt ihn anschließend so überzeugend, als hätte sie nie etwas anderes geprobt. Für Bettys eigentliche Rolle der zweiten Marktfrau springt – ebenso professionell – Barbara Speer ein, so das es am Schluss heißt: Ende gut – alles gut.

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