Comedychronik
CHRONIK COMEDY
Neben dem alljährlichen Märchenspiel hat die Kolping-Spielschar noch ein zweites wichtiges Standbein: den Comedy-Abend. Stand diese Veranstaltung in ihren Anfängen noch deutlich im Schatten der Kinderstücke, so hat sie in den vergangenen Jahren mächtig aufgeholt und immer mehr Zuschauer gefunden. Für viele Anhänger der Spielschar sind diese Aufführungen im Mai jeden Jahres ein fester Termin. Auch hier gibt es spannende Entwicklungsphasen.
1986
Die Spielschar beschließt erstmalig, für die Mitglieder der Kolpingfamilie Paderborn-Zental an einem Abend im Mai Sketche aufzuführen. Das Ganze soll im Kolpinghaus Paderborn über die Bühne gehen. Die Gruppe studiert vier kurze Sketche ein. Große Werbung wird für diese Veranstaltung über Kolpingkreise hinaus nicht gemacht. Die Quittung folgt auf dem Fuß: Am Aufführungsabend verlieren sich ganze zwölf(!) Zuschauer im großen Saal des Kolpinghauses. Die Darsteller selbst können bei dieser geringen Resonanz natürlich nicht den berühmten "Funken" überspringen lassen, was auch am flachen Inhalt der meisten Sketche liegt.
Diese Darbietung, wo mehr Personen auf der Bühne als im Zuschauerraum anwesend waren, wird schnell abgehakt. Kein sehr vielversprechender Auftakt also, doch das sollte sich in den folgenden Jahren ändern.
1988
Die Spielschar versucht nach ihrem Fehlstart von 1986 einen neuen Anlauf, um sich in der Sparte Comedy zu etablieren. Mit teils selbstverfassten, teils vom Theaterverlag bezogenen Stücken wird ein buntes Programm für eine April-Aufführung im Kolpinghaus zusammengestellt und eingeprobt. Einige dieser Stücke erleben bereits im Februar und März innerhalb anderer Veranstaltungen eine umjubelte Uraufführung.
Für den Comedy-Abend wird diesmal von allen Gruppenmitgliedern auch im privaten Kreis kräftig die Werbetrommel gerührt, so dass man schließlich an die hundert Zuschauer begrüßen kann. Die Darbietung der Sketche selbst gerät leider nicht ganz so erfolgreich, was zum Teil auch an der Gestaltung des Abends liegt. Nach jedem Sketch wird für zehn Minuten unterbrochen, um den Darstellern die Möglichkeit zum Umziehen und Umbau der Bühne zu geben. Eine Überbrückung dieser toten Zeit durch andere Textbeiträge fehlt, ebenso sind keine Bühnenpodeste vorhanden, so dass die Zuschauer in den hinteren Reihen keine gute Sicht haben.
Dennoch ist die Spielschar unter dem Strich - allein schon wegen des guten Besuchs - nicht unzufrieden.
1991
Nach drei Jahren Pause beschließt die Spielschar, ihrem Publikum wieder einen Comedy-Abend anzubieten. Diesmal werden vorsorglich von der Paderhalle Bühnenpodeste besorgt und im Kolpinghaus aufgebaut. Außerdem sollen die Pausen zwischen den einzelnen drei Sketchen wesentlich kürzer gehalten werden als in der Vergangenheit.
Die Rechnung geht auf: Über hundert Zuschauer finden sich im April im Kolpinghaus ein, und sämtliche Gags zünden, jede Pointe sitzt, so dass am Ende ein begeistert Publikum den Darstellern kräftigen Applaus zollt. Zum ersten mal stimmt bei dieser Veranstaltung alles: die Anzahl der Zuschauer und deren Kritik.
1993
Obwohl beim Comedy-Abend 1992 nur etwa 80 Zuschauer anwesend waren und einige der aufgeführten (selbstverfassten) Stücke nicht ganz den Geschmack des Publikums trafen, beschließt die Spielschar, in diesem Jahr die Veranstaltung an zwei Abenden anzubieten.
Erstmals wird auch mit Hilfe von Plakaten und sogar über Radio "Hochstift" geworben. Im Frühjahr kann die Spielschar an jedem Abend jeweils über hundert Zuschauer zählen, und auch die dargebotenen - nicht leicht umzusetzenden - Stücke werden von den Darstellern so gut über die Rampe gebracht, dass am Ende feststeht:
Dieser Comedy-Abend hat sich endgültig als eine feste Größe etabliert - der Durchbruch sozusagen. In den folgenden Jahren steigen die Zuschauerzahlen sogar stetig an, und auch die Qualität der Darstellung verbessert sich von mal zu Mal.
1997
Aufgrund der ständig steigenden Zuschauerzahlen und der bis dato provisorischen Aufführungsbedingungen muss die Spielschar mit ihren Comedy-Aufführungen vom Kolpinghaus in die Kulturwerkstatt umziehen. Im dortigen Großen Saal findet sich eine bereits aufgebaute Bühne, und die Zuschauer können hier wesentlich besser untergebracht werden.
Somit präsentiert die Truppe an zwei Abenden im Mai wieder eine bunte Mischung selbstgeschriebener und fremdbezogener Sketche und stellt unter Beweis, dass sie die Gratwanderung zwischen schwarzem Humor, Satire, Komik und Albernheit beherrscht. Hat man in den Anfängen noch etwa eine Stunde Spielzeit gehabt, kann man dem Publikum mittlerweile ein neunzigminütiges Programm anbieten. Die mehr als 350 Zuschauer bestätigen es:
Der diesjährige Comedy-Abend war der beste überhaupt. Mit den beiden nachfolgenden Veranstaltungen in den Jahren 1998 und 1999 übertrifft die Gruppe allerdings noch einmal ihren diesjährigen Erfolg.
2000
Nach den euphorischen letzten zwei Jahren ist der Druck groß: Das Publikum erwartet Highlights, aber genau die kann die Spielschar diesmal nicht aufbieten. Man hat einige Sketche ausgewählt, aber bei den Proben zeigt sich bereits, dass man damit die Qualität der vergangenen Jahre bei weitem nicht erreichen wird. Hinzu kommen Erkrankungen einiger Darsteller und einer Regisseurin, so dass man schließlich sechs Wochen vor den Aufführungen beschließt, die Veranstaltung in diesem Jahr abzusagen.
Viele Anhänger der Spielschar nehmen dies mit Enttäuschung zur Kenntnis. Doch diese Konsequenz erweist sich letztlich als richtig.
2001
Nach intensiver Arbeit hat die Spielschar wieder einige qualitativ höherwertige Einakter vorliegen und stürzt sich mit Eifer in die Proben, um ihrem Publikum zu beweisen, dass der Ausfall des Comedy-Abends im vergangenen Jahr nicht das Ende dieser Ära bedeutet.
Auch der kurzfristige Ausfall eines männlichen Darstellers und die damit verbundenen Umbesetzungen bringen die Truppe nicht aus dem Gleichgewicht, so dass im Mai 2002 vor der Rekordkulisse von 450 Zuschauern zweimal das Comedy-Programm "Kinderwahnsinn und Sündenböcke" seine erfolgreiche Aufführung feiern kann.
Die Spielschar ist wieder da - und wie!
2004
In diesem Jahr präsentiert die Spielschar – wie schon öfter - einen Mix aus eigenen Stücken (geschrieben von Matthias Krampe, der erstmalig als Autor fungiert, und Thorsten Böhner) und verlagsbezogenen Texten. Kurioserweise liefert Thorsten Böhner mit „Tee oder Kaffee“ das erfolgreichste Stück des Abends ab, mit „Pädagogisch wertvoll“ hingegen den Einakter, der den geringsten Beifall findet. Auch das schwarzhumorige „Du bist dran“ ist aufgrund seiner überzogenen grotesk-morbiden Note nicht unumstritten.
2006
Nachdem sich die Zuschauerzahlen bei den Comedy-Veranstaltungen der vergangenen Jahre im Bereich um die 600 bewegten, konnte in diesem Jahr trotz traumhaften Grillwetters außerhalb der Kulturwerkstatt die Schallmauer von 700 Zuschauern durchbrochen werden. Vielleicht lag es auch an der Aktualität des Themas: „Der Ball ist rund“ lautete das Motto wenige Tage vor Beginn der Fußballweltmeisterschaft. Doch auch die Sketche, die sich nicht um das runde Leder drehten, kamen beim Publikum bestens an.